Im Wasser zu Hause

21.10.2015

Maialen Rohrbach nahm zuletzt am Europäischen Jugend-Olympia-Festival teil und holte zwei Mal Silber.

Talent der Region: Maialen Rohrbach gilt als große Nachwuchshoffnung und träumt von Olympia 2020 in Tokio

Mannheimer Morgen: Von unserem Mitarbeiter Rüdiger Ofenloch

Mannheim. Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten wird so manches nachgesagt. "Insider" schwören, dass beispielsweise Keith Richards schon im Mutterleib Gitarre gespielt hat. Bei Maialen Rohrbach kommt man zwangsläufig auf eine ähnliche Idee - zumal das verbindende Element einen solchen Vergleich durchaus nahelegt.

Als die heute 14-Jährige mit ihrer Mutter Christine zum ersten Mal ins Wasser steigt, kann sie noch nicht einmal laufen. Der Mann, der Maialen im sogenannten Babyschwimmen betreut, hat damals gleich so eine Ahnung: Aus der wird eine große Schwimmerin, habe er zur Mutter gesagt. Ernst genommen habe das in der Familie erst niemand, erklärt Maialen. Da konnte ja auch keiner ahnen, dass sie eines Tages zu den schnellsten Nachwuchs-Schwimmerinnen in Deutschland und Europa gehören würde. Bis auf diesen einen Mann eben.

Maialen Rohrbach


Die gebürtige Mannheimerin ist 14 Jahre alt. Mit sieben begann sie bei der TG Heddesheim mit dem Schwimmen und hat sich zu einer von Deutschlands besten Nachwuchs-Athletinnen entwickelt.

Möglich gemacht haben das die unzähligen Trainingsstunden bei der SG Heddesheim/Dossenheim (1), ihre Eltern, die alle finanziellen Lasten schultern - und das Ludwig-Frank-Gymnasium in Mannheim.

Die Schule verlegt Arbeiten, falls Maialen im Trainingslager oder auf Lehrgängen ist, schickt ihr den Stoff und die Hausaufgaben per Fax und zeigt insgesamt sehr viel Verständnis und Fingerspitzengefühl im Umgang mit der Leistungssportlerin.

 

"Besondere Gleitfähigkeit"

Was Armin Habeth bei der ganz kleinen Maialen sah, war vor allem ein überragendes Talent in Sachen "Hydro-Dynamik". "Ich verfüge wohl über eine ganz besondere Gleitfähigkeit", sagt Maialen. "Ich habe in der Regel einen schwachen Start, dafür aber eine extrem gute Tauchphase", erklärt sie. So kommt die aktuelle Deutsche Meisterin in ihrer Altersklasse schnell auf Tempo. "Wenn man es mit dem Laufen vergleichen will, bin ich ganz klar eine Sprinterin", sagt Maialen und gesteht ohne Umschweife Schwächen in Sachen Kondition.

Doch wer braucht so etwas auf 50 oder 100 Metern Freistil? Beide Strecken hat sie in den vergangenen beiden Jahren dominiert, gewann 2014 beide Einzeltitel bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften und schaffte in diesem Jahr die doppelte Titelverteidigung. "Das war schon schwer, diesen Erfolg zu bestätigen. Ich greife eigentlich lieber von hinten an", sagt die 14-Jährige und spricht von einer großen Portion Nervosität: "Ich war schon sehr aufgeregt, habe vor dem Wettkampf ständig geguckt, was meine Konkurrentinnen machen. Als ich dann aber auf den Startblock bin, habe ich mir gesagt: Jetzt konzentrierst du dich nur auf dein Rennen."

Gedacht, getan. Am Ende feierte Maialen ihre Meistertitel drei und vier - und machte sich damit auch für das Perspektivteam für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 interessant. Demnächst nimmt sie an einem entsprechenden Sichtungslehrgang teil. Falls es klappt, warten fünf Jahre harte Arbeit auf das Ausnahmetalent - und das Traumziel Olympia. Und hart zu arbeiten ist Maialen Rohrbach ohnehin gewohnt.

Derzeit trainiert sie fünf bis sechs Mal die Woche am Olympiastützpunkt in Heidelberg. Das heißt: Um sechs Uhr morgens am Schwimmbad sein, um acht Uhr raus aus dem Wasser und ab in die Schule: "Das ist schon stressig und natürlich ist man danach kaputt. Aber dann freue ich mich auch schon wieder auf die nächste Einheit."

Ohne eine große Begeisterung wäre ein solches Pensum überhaupt nicht zu schaffen - und diese liegt nicht unbedingt in der Familie. Die hätten alle nichts mit Wasser am Hut, sagt Maialen. Der Vater spielte einst Fußball, ihr Bruder kickt derzeit beim SV Sandhausen. Aber Schwimmen?

Ziel Jugend-EM

Das nächste Ziel Maialens sind die Jugend-Europameisterschaften in Ungarn, das hat sie vor Augen. Dabei liegt ihr bislang eindrucksvollstes Erlebnis gerade einmal ein paar Wochen zurück. Zusammen mit der deutschen Sportnachwuchs-Elite war sie beim EYOF in Georgiens Hauptstadt Tiflis - dem Europäischen Jugend-Olympia-Festival.

Zwei Mal holte Maialen dort Silber, einmal mit der Mixed-Staffel über 100 Meter Freistil und einmal mit der reinen Mädchen-Staffel über dieselbe Distanz. Dass es im Einzel nur zu Rang vier reichte, ärgerte sie nur ganz kurz. Insgesamt sei es einfach eine tolle Erfahrung gewesen - und ganz sicher nicht die letzte dieser Art.

© Mannheimer Morgen, Dienstag, 13.10.2015

 

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