Im Wasser fühlt sich Maialen Rohrbach "einfach total wohl"

05.07.2015

Große Stücke hält Heidelbergs Juniorentrainerin Uta Brandl (r.) von ihrem Schützling Maialen Rohrbach (l.). Foto: F&S

Maialen Rohrbach vom Swimteam "HedDos" bereitet sich in Heidelberg auf die europäische Jugend-Olympiade in Tiflis vor

Heidelberg. Die Hitzewelle macht ihr nichts aus. Ganz im Gegenteil. Denn Maialen Rohrbach ist ohnehin jeden Tag zwei Stunden im Wasser. Mindestens. "Wenn ich ins Schwimmbecken springe, bin ich ganz ich selbst. Im Wasser fühle ich mich einfach total wohl", sagt die 14-Jährige vom Swimteam HedDos (Heddesheim/Dossenheim). Mit vier Jahren hat sie ihr Seepferdchen gemacht, mit fünf kamen die ersten Wettkämpfe. Das Turnen hat sie längst aufgegeben, der Schwimmsport hat für die Mannheimerin absolute Priorität. Ihre Mutter fährt sie fast täglich zum Olympiastützpunkt, wo Maialen dann ihre Bahnen dreht: "Hier habe ich Kraftraum, Turnhallen und ein 50-Meter-Becken. Besser geht es eigentlich nicht", freut sich die Kraulspezialistin, deren persönliche Bestzeit über die 50-Meter-Distanz derzeit bei 26,35 Sekunden steht.

Ein Motivationsproblem hat sie nicht. Selbst im Winter mache ihr das frühe Aufstehen bei Kälte und Dunkelheit nicht wirklich etwas aus, sagt die Schülerin: "Ich freue mich immer auf das Training, ich habe immer Spaß." Für ihren Sport muss die Achtklässlerin auf vieles verzichten. Abends ausgehen, sich spontan verabreden - all das ist nur sehr begrenzt möglich. "Meine Freunde sehe ich leider fast nur in der Schule", berichtet sie. Oft verfolgen Maialens Freunde ihre Wettkämpfe per Livestream im Internet. Acht Wochen hat die Schwimmerin dieses Jahr schon in der Schule versäumt, die Noten stimmen trotzdem. Neben Sport gefallen ihr vor allem die Fächer Kunst und Deutsch. Ihr Mentor geht mit ihr den Unterrichtsstoff durch, die Aufgaben werden ihr oft direkt ins Trainingslager geschickt. Erst die Schule, dann der Schwimmsport - bis zum Abitur soll sich an dieser Reihenfolge auch nichts ändern. "Vom Schwimmen kann man später kaum leben", weiß sie. "Aber ich möchte damit weitermachen, so lange es geht." Im Fernsehen schaut sie am liebsten Volleyball und Basketball. Ihr Vater und Bruder Inaki (12) sind beide große KSC-Fans, manchmal schaut Maialen auch zu. "Das ist aber nicht unbedingt mein Sport", grinst sie.

Eine Riesenperspektive habe Maialen, glaubt ihre Trainerin Uta Brandl. Seit 2002 ist die 47-Jährige schon Landestrainerin am Olympiastützpunkt, bei ihrer Schülerin ist sie sich aber sicher: "Sie bringt körperlich alles mit. Mit ihren 1,78 Metern hat sie sehr große Hände und Füße, eine enorme Antriebsfläche und vor allem eine unglaubliche Gleitfähigkeit. Technisch ist sie begnadet." Bei ihrer Ausdauerfähigkeit sei noch Spielraum nach oben, auch bei der Sprungkraft habe sie Reserven: "Dafür kommt sie aber noch unglaublich gut weg vom Start, sie gleitet einfach gut im Wasser."

Wenn es einmal nicht so laufe, grüble die 14-Jährige manchmal noch zu sehr, weiß Brandl: "Durch ihre Erfolge wird sie aber immer souveräner." Und diese können sich durchaus sehen lassen: Auf ihrer Paradedisziplin 50 m Kraul ist sie bereits zweifache deutsche Jugendmeisterin. Nervös ist sie vor dem Start immer, Angst hat sie nie. "Eine gewisse Aufregung tut mir ganz gut", glaubt sie. "Wenn ich nicht aufgeregt wäre, würde ich verlieren."

Aufgeregt ist sie derzeit ganz besonders. Denn am 24. Juli steht im georgischen Tiflis das European Youth Olympic Festival an - eine Art europäische Jugend-Olympiade. Mit sieben Mädchen und acht Jungen aus ihrem Trainingsteam ist Maialen ab Montag im Trainingslager des Deutschen Schwimm-Verbandes in Heidelberg, bald geht der Flieger nach Georgien. "Ich freue mich schon unheimlich darauf", verrät die Schwimmerin, die schon bei Wettkämpfen in Luxemburg und Zürich angetreten ist. "Das ist eine tolle Truppe, und ich komme weg und kann etwas von der Welt sehen." Irgendwann einmal bei den deutschen Meisterschaften starten, vielleicht sogar bei Olympia - das ist Maialens großer Traum. "Das wäre schon cool"; sagt sie. "Aber ich setze mir lieber erst einmal realistische Ziele." So wie bei der Jugend-Olympiade. Eine Medaille sei für Maialen auf jeden Fall möglich, glaubt ihre Trainerin: "Sie kann auch gewinnen."

© Rhein-Neckar-Zeitung: Von Christoph Ziemer

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