Philip Heintz hat Lust auf mehr

08.10.2013

Das kann sich sehen lassen! Bei seinem ersten Saisonstart siegte Philip Heintz vom SV Mannheim (Mitte), wann immer er an den Start ging. © Binder

Mannheimer Morgen: Von unserer Mitarbeiterin Sibylle Dornseiff

Schwimmen: 22-Jähriger schwimmt beim 37. Heddesheimer HEDINT neun Bahnrekorde / Einige WM-Teilnehmer am Start

Heddesheim. Das HEDINT in Heddesheim wird immer mehr zu einem Prüfstein für die nationale und sogar internationale Schwimm-Elite. WM-Teilnehmer des DSV und aus der Schweiz sorgten bei der 37. Auflage des Schwimmfestes zwei Tage lang für hohes Niveau und 15 Bahnrekorde. Allein neun gingen auf das Konto von Philip Heintz (SV Mannheim), der nach der doch enttäuschenden WM in Barcelona erstmals seine Wettkampfform testete.

"Ich war krank, konnte eine Woche überhaupt nicht trainieren. Ich dachte mir aber, für die 50 m könnte es reichen. Dass ich auch auf den 100 und 200 m so gut drauf bin, überrascht mich, sagte der 22-Jährige. "Es war gut, dass ich hier starke Konkurrenten hatte. Gejagt vom WM-Teilnehmer Kevin Wedel und vom DM-Vierten Marc Fischer musste ich mich ganz schön strecken", packte ihn der Ehrgeiz. Dass er mit HEDINT-Bestzeiten im Freistil (50 m/22,72 sec, 100 m/49,64), Brust (50 m/28,38), Schmetterling (50 m/24,28 sec, 100 m/53,11), Rücken (50 m/25,36 sec, 100 m/54,42) und Lagen (100 m/55,27 sec, 200 m 2:00,42 min) wegen der ausgelobten Prämien auch sein Taschengeld erhöhte, war ein angenehmes Zubrot.

Die 15 Starts an zwei Tagen (inklusive einiger Staffeln) waren auch ein Ausdruck einer neuen Strategie, die Heintz und sein Trainer Michael Spikermann ausgetüftelt haben, um für nationale Großereignisse besser gerüstet zu sein. Die WM hat er verdaut, aber "ohne den fünften Platz mit der Lagenstaffel wäre ich in ein Depri-Loch gefallen." Mit einem schon im frühen Stadium hohen Trainingspensum geht er die neue Saison an. An drei Stellschrauben soll gedreht werden, damit ein unerklärlicher Leistungsabfall wie in Barcelona nicht noch einmal geschieht. "Wir werden die Belastung unmittelbar vorher erhöhen, am Nervensystem und im psychischen Bereich ansetzen.

Spätestens bei der EM 2014 sollen die Maßnahmen wirken, vielleicht auch schon bei der Kurzbahn-EM im Dezember in Berlin. "Sofern ich mich bei der DM Ende November qualifiziere." Denn so ganz liegt dem Heidelberger Studenten der Geowissenschaften die 25-Meter-Bahn nicht. "Man ist nur mit perfekten Wenden schnell", erklärt er die Vorzüge und Nachteile.

Auch sein Nationalmannschaftskollege Clemens Rapp fühlt sich auf den kurzen Bahnen nicht so wohl - wie überhaupt auf den Kurzstrecken. "Philipp ist ein Sprinter, bei mir heißt es, je länger je lieber. Ich bin auch aus dem Training heraus nicht besonders schnell", relativierte er sein Abschneiden beim HEDINT. Bei seinen elf Starts sprang zwar kein Bahnrekord heraus, wohl aber einige deutliche Siege und Medaillen. Insofern hat er die Kurzbahn-EM auf jeden Fall ins Visier genommen.

Rapp nimmt Anlauf auf Rio

Der 24-Jährige, der in Heidelberg wohnt, aber für den TSV Bad Saulgau startet, war als einer der Wenigen im DSV-Team mit der WM "ganz zufrieden. Platz 12 über 200 m Freistil war okay, ebenso Rang sechs für die 4 x 200-Meter-Staffel, die aber etwas schneller hätte sein können." Immerhin wusste er genau, weshalb er nicht in allerbester Form war. Unmittelbar vor der WM musste er wegen eines Allergie-Schocks vier Tage ins Krankenhaus.

Auch Rapp hat in der Vorbereitung auf die neue Saison einiges geändert und setzt schon jetzt auf hohe Belastung. "Jeden Morgen direkt aus dem Bett acht Kilometer schwimmen ist aber nicht einfach. Da muss der Verstand dann schon den inneren Schweinehund besiegen." Doch sobald der Wirtschaftsingenieur-Student an der SRH Heidelberg abgetaucht ist und nur noch das Wasserrauschen um sich hört, ist er mit sich und der Welt im Einklang. Noch etwas wird er vor dem nächsten internationalen Großeinsatz auf jeden Fall unterlassen: "Penicillin zu schlucken - darauf bin ich allergisch. Das weiß ich jetzt."

Um für die nächsten Herausforderungen nichts dem Zufall zu überlassen, beziehen Philip Heintz und Clemens Rapp ab Freitag für drei Wochen ein Höhentrainingslager in der Sierra Nevada, das der OSP Metropolregion Rhein-Neckar organisiert. Nicht nur das Heddesheimer HEDINT machte den beiden Lust kommende Aufgaben. Von Ferne winken ja auch schon die Olympischen Spiele 2016. Ein Treppchenplatz in Rio - dafür legen sie sich schon jetzt ins Zeug. "Deshalb will ich auch Ende 2014 mein Studium beenden, um dann den Kopf frei zu haben", hat Rapp klare Pläne. "Viele Kilometer schwimmen und viele Klausuren schreiben - wie das unter einen Hut geht, muss ich jetzt mit meiner Dekanin abklären."

© Mannheimer Morgen, Dienstag, 08.10.2013

 

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