Olympia-Flair in Heddesheim

21.10.2012

Clemens Rapp

Mannheimer Morgen: Von unserer Mitarbeiterin Sibylle Dornseif  

Schwimmen: 386 internationale Teilnehmer beim 36. Hedint/Heintz stellt sechs neue Bahnrekorde auf und kassiert Extra-Bonus.

Heddesheim.  Als der Startschuss für das Finale über 50 Meter Schmetterling ertönte, standen die beiden Topfavoriten beim 36. Hedint schnell fest: Philip Heintz vom SV Mannheim und Clemens Rapp von der TSG Saulgau. 24,31 Sekunden benötigte Schmetterling-Spezialist Heintz. Rapp kam auf seiner Nebendisziplin in 26,13 als Zweiter ins Ziel. Für beide Athleten vom Team London der Metropolregion war es der erste Wettkampf seit den Olympischen Spielen. Autogrammjäger umlagerten die beiden - und verliehen dem internationalen Traditionswettkampf der TG Heddesheim, bei dem 386 Teilnehmer aus 22 Vereinen aus Deutschland, der Schweiz, Dänemark und Zypern antraten, ein besonderes Flair.

London-Flaute abgehakt

"Nächstes Jahr fange ich früher mit dem Training an, damit ich auch absahnen kann. Hier zu gewinnen oder einen Rekord zu schwimmen, ist schon reizvoll", kündigte Freistilspezialist Clemens Rapp an. Schließlich verdiente sich sein Freund Philip Heintz bei seiner Hedint-Premiere ein ordentliches Taschengeld von mehreren hundert Euro dazu. Denn der 21-Jährige kassierte nicht nur Prämien für seine Tagessiege.

"Für drei neue Bahnrekorde gibt es einen Extra-Bonus", hatte ihn Cheforganisator Ralf Spietzack im Vorfeld nach Heddesheim gelockt. Heintz nahm an - und verbesserte nicht nur drei von ihm selbst gehaltene Rekorde über 50  Meter Schmetterling (24,31), 50 Meter Rücken (25,48) und 100  Meter Lagen (56,36), sondern knackte drei weitere Bestmarken: über 50 Meter und 100 Meter Freistil (22,99/50,01) sowie über 200 Meter Lagen (2:01,42).

"Ich dachte nicht, dass ich schon wieder so schnell bin", freute sich der Heidelberger Student nach der langen Pause über seine gute Form: "Ich bin nach London nur etwas gelaufen und habe ein bisschen Krafttraining gemacht."

Zehn Wochen absolute Ruhe verordnete sich dagegen Clemens Rapp nach seinem Olympia-Debüt. "Ich war zu Hause, habe Stress von vier Jahren abgebaut, alle meine Wehwehchen auskuriert und bin jetzt schmerzfrei. Vor zwei Wochen bin ich erstmals wieder ins Wasser."

Die durchwachsene sportliche London-Bilanz haben sie abgehakt, auch wenn sie sich noch immer Gedanken machen. "Dass wir mit der Freistil-Staffel Bronze so knapp verpasst haben, ist ärgerlich, andererseits ist ein vierter Rang ja gar nicht schlecht", sagte Rapp hin- und hergerissen. Warum es im Einzel nicht geklappt hat, hat er für sich selbst analysiert: "Ich habe es vermasselt, war zu aufgeregt, habe mir zu viel vorgenommen und war deshalb zu verbissen. Aber ohne Lockerheit geht im Freistil gar nichts. Da gibt es nur eins, es das nächste Mal besser machen."

Philip Heintz sieht das ähnlich: "Ich habe schon nach den Deutschen Meisterschaften gemerkt, dass die Vorbereitung nicht optimal läuft, denn ich bin an meine Trainingsleistungen nicht mehr rangekommen." Bei einem Härtetest, zwei Tage vor seinem London-Start, sei er eine Sekunde langsamer als sonst gewesen. "Da ahnte ich schon, dass es einen Reinfall geben würde. Ich bin dann einfach nur so schnell geschwommen, wie ich konnte. Ich glaube, ich war auch von den 17 000 Zuschauern einfach überfordert.", mutmaßte Heintz.

Wegen der vielen schönen Erlebnisse außerhalb des Beckens haben beide Sportler die Spiele nicht bloß in schlechter Erinnerung behalten. "Es hat Spaß gemacht und wir haben wichtige Erfahrungen für Rio gewonnen. So etwas passiert uns nicht noch einmal", sind sich die Zimmergenossen einig.

In London war es beiden wichtig, ihre Kollegen vom Team London zu unterstützen. Weil es schwierig war, an Karten zu kommen, schmuggelten sie sich in die Wettkampfstätten ein, bejubelten das Hockey-Gold der Männer, litten mit Matthias Steiner und waren bei den Leichtathleten. Rapp ließ sich zudem von den US-Basketballern im Halbfinale gegen Argentinien verzaubern: "Die haben eine enorme Ausstrahlung."

In drei Wochen steht bei den Landesmeisterschaften der erste Härtetest an. Für Heintz folgt Ende November die Kurzbahn-DM. Und Mitte Dezember wird mit einem internationalen Schwimmfest in Karlsruhe für beide die Vorbereitung für Rio 2016 eingeläutet.

© Mannheimer Morgen, Dienstag, 23.10.2012  

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